Die Initialzündung war schlicht und einfach ein Platzproblem am Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Uni Graz und die Projektpartnerschaft mit der Organisation „atempo“ - das Ergebnis drei Jahre später: 4000 wissenschaftliche Arbeiten mit insgesamt 80.000 Seiten, allesamt fein säuberlich eingescannt, betitelt und elektronisch gespeichert. „Es handelt sich dabei in erster Linie um Arbeiten, die während Seminaren enstanden sind und für die Kulturanthropologie einen unverzichtbaren Quellenwert besitzen“, erklärt Ao.Univ.-Prof. Dr. Helmut Eberhart und führt aus: „Darunter finden sich auch Aufzeichnungen über Kulturgüter, die heute zum Teil nicht mehr existieren.“
Doch dieses unentbehrliche Wissen, eingefasst in Papierform, benötigte am Institut viel Platz, der in den letzten Jahren weniger wurde. Und so kam es, dass Eberhart 2009 gemeisam mit atempo, einer Organisation, die Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung in den Arbeitsprozess integriert, eine Kooperation startete. 32 PraktikantInnen bekamen durch diesen Schulterschluss die Möglichkeit, ihrem Berufswunsch näher zu kommen und Arbeitsluft zu schnuppern. „Ihre Aufgaben bestanden darin, die Papier-Seiten direkt am Institut zu scannen, nach Seminartitel und Jahr zu sortieren und schließlich zu archivieren“, beschreibt Martin Semlitsch, Trainer bei atempo, die Tätigkeit der PraktikantInnen. „Sie haben selbstständig gearbeitet, wurden aber von unserem Personal ständig begleitet“, sagt er.
Unter den Arbeiten, die seit den 1960er-Jahren gesammelt wurden, findet sich sowohl Feldforschung von Studierenden als auch Biografien über Personen, die bereits verstorben sind. Als der EDV-Raum in der Attemsgasse aus allen Nähten zu platzen drohte, entschieden sich die MitarbeiterInnen für eine nachhaltige, papierfreie Archivierung. „Was vorher ganze Regalwände beanspruchte, findet sich jetzt auf einer einzigen Festplatte. Jetzt kann bequem per Mausklick navigiert und recherchiert werden“, sagt Eberhart und würde sich freuen, wenn auch andere Institute der Uni Graz diese Idee aufgreifen.