"Fragen an..."
Birgit Klancnik (Institutsbibliothek)
Was gefällt Ihnen an Ihrem Arbeitsalltag am besten?
Mir gefällt an meinem Arbeitsalltag am besten, dass ich sehr viele neue Studierende/Leute kennenlernen darf und diesen dann auch vom Anfang ihres Studiums - meistens auch bis zum Ende - ein bisschen behilflich sein kann bei der Benutzung unserer Bibliothek. Dass meine Arbeit im Allgemeinen sehr abwechslungsreich ist und nie eintönig wird. Und am meisten gefällt es mir wenn ich ein lang verschollenes Buch wiederfinde.
Womit beschäftigen Sie sich genau?
Ich beschäftige mich mit allen Arbeiten die an einer Bibliothek anfallen; wie z.B. Bücherbestellung für Lehrveranstaltungen, Aufstellung von Handapparaten für unsere Lehrenden, Hilfestellung für Studierende bei der Büchersuche, Allgemeine Bibliotheksaufsicht, Kontrolle bei den Abos für Zeitschriften und Reihen; Entlehnungen, Kooperation mit der Hauptbibliothek, und viele Kleinigkeiten mehr…
Judith Laister (Lehrende, Forschende, Erasmus-Koordinatorin)
Womit beschäftigt sich eigentlich eine Kulturanthropologin?
Als Kulturanthropologin beschäftige ich mich mit dem Verhältnis von Mensch (griech. anthropos) und Kultur. Dabei stelle ich zuallererst die Frage: Was wird in Geschichte und Gegenwart, in verschiedenen Gebrauchskontexten und Gesellschaften weltweit, unter „Mensch“ und was unter „Kultur“ verstanden? Diese grundlegende Begriffsarbeit geht einher mit der Frage, wie Menschen ihr Leben und Zusammenleben organisier(t)en, gestalte(te)n und mit Sinn ausstatte(te)n. Die Entwicklung und Bedeutung von Bildern, Erzählungen, Schriften und Handlungsweisen sind dabei ebenso von Interesse wie die Herstellung und der Gebrauch von Dingen, Techniken, Gebäuden und Städten oder der Umgang mit Tieren, Pflanzen und topografischen Merkmalen wie Bergen oder Gewässern. Kurz: Kulturanthropologie erforscht das, was uns zu Menschen macht und übernimmt dabei mit Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben aller Erdbewohner:innen.
Sie forschen auch zu Kunst im öffentlichen Raum. Was ist für Sie daran besonders interessant?
Ich habe auch Kunstgeschichte und Bildnerische Erziehung studiert, in Museen und Schulen gearbeitet und mich in meiner Forschung und Lehre stets mit den produktiven Schnittstellen zwischen Kulturanthropologie, Kunst und Vermittlungsarbeit beschäftigt. Die sogenannte „Kunst im öffentlichen Raum“ stellt ein Forschungsfeld dar, in dem sich diese Bereiche auf dichte Weise überlagern. In Überschneidung mit meinem Forschungsschwerpunkt der Stadtanthropologie interessieren mich vor allem städtische Schauplätze von „partizipativen Kunstprojekten“, in denen Künstler:innen unter Beteiligung von Stadtbewohner:innen und -besucher:innen ästhetische Zeichen im urbanen Raum setzen. Beispiele, an denen ich selbst mitgewirkt habe, sind etwa die Kunstprojekte „Keine Denkmale. Zur Geschichte von Arbeit und Einwanderung“ (Künstlerin: Kristina Leko) oder „Weil es so viele sind“ (Künstlerin: Elisabeth Schmirl). Dabei treffen höchst unterschiedliche Formen der Vorstellung und Wahrnehmung von Stadt und Gesellschaft aufeinander, deren kulturanalytische Betrachtung zum Verstehen signifikanter sozialer Fragen der Gegenwart beitragen kann.
Was ist Ihnen in der Lehre ein besonderes Anliegen? Was möchten Sie Ihren Student:innen mitgeben?
Neben einer möglichst anregenden, lebensnahen Vermittlung kulturwissenschaftlicher Grundlagen möchte ich Studierende im Sinne einer forschungsgeleiteten Lehre an der Findung und Bearbeitung meiner eigenen Forschungsthemen teilhaben lassen. Wichtig ist mir dabei, den forschenden Blick der Studierenden sowohl im Hörsaal durch Lektüre und Diskussion wissenschaftlicher Texte, als auch in Form von Feldübungen vor Ort – vor allem im städtischen Raum – zu schärfen. Im Besonderen möchte ich den Studierenden auf ihrem beruflichen Weg mitgeben, dass die differenzierte Erhebung, Präsentation und Zirkulation von Wissen nicht nur eine spannende und schöne, sondern vor allem auch eine Aufgabe mit hoher gesellschaftlicher Verantwortung ist.
Studienvertretung
Was bedeutet es eigentlich genau, Teil der StV+ Europäische Ethnologie/Kulturanthropologie, zu sein?
- Persönliches Anliegen für die Interessen der Studierenden einzusetzen
- Studierendenalltag und Institutsleben mitgestalten z.B. in der Cuko, bei regelmäßigen
- Transparenz der Institutsentscheidungen
- Verständnis für universitäre Strukturen
- Unterstützen bei allen Fragen zum Studium
Was macht an der Arbeit am meisten Spaß?
- Direkter Austausch mit Lehrenden und Institutsangestellten
- Gestaltungsräume schaffen
- Andere Engagierte Menschen treffen
- Gemeinschaft
Wo finde ich mehr zur STV?
Tabea Söregi (Universitätsassistentin, Praedoc)
Was fasziniert Sie persönlich am meisten an Ihrem Fachgebiet?
Wenn ich an mein Studium der Europäischen Ethnologie zurückdenke, sind es mehrere Konzepte, die mich begeistert haben. Als Kind bin ich sehr gerne in meine Bettwäsche klettert und habe das Sonnenlicht durch die Faltenwürfe beobachtet. Bei jeder Bewegung haben sich neue Falten gelegt und das Licht ist von einem anderen Winkel eingefallen. So ähnlich habe ich auch unser Fach erfahren. Jedes Semester hat mir neue Perspektiven und Erfahrungen eröffnet. Meine erste Begeisterung war das Forschen in kleinen Ausschnitten, die mit größeren Zusammenhängen verbunden werden. Dabei bleibt mir besonders eine Lehrveranstaltung zum Thema „nosing around“ in Erinnerung. Eine Methode, bei der die Forscher:innen quasi ins Feld stolpern und ihrer Nase folgen. Wir haben uns unterschiedliche Bodenbeläge in der Stadt angeschaut. Pflasterstein wirkt vielleicht ästhetisch, ist aber schwierig mit einem Rollstuhl zu navigieren. Asphalt ist barrierefreier, jedoch auch ein Ausdruck für die Bedeutung von Autos in der Stadt. So werden Bodenbeläge individuell erfahren und sind gleichgleichzeitig von geteilten Vorstellungen geprägt wie ein Raum gestaltet sein sollte. Dabei haben gewisse Fortbewegungen im Raum Vorzug und andere nicht, wodurch bestimmte Machtverhältnisse ausgedrückt werden, die jedoch nicht festgeschrieben sind.
Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Faszination. Empirische Kulturwissenschaften ist in der Analyse sehr fein. Um es mit Rolf Lindner und seinem Text „Vom Wesen der Kulturanalyse“ zu sagen: „Alles und jedes verweist auf ein Anderes, aus dem es sich speist und auf das es zurückweist.“ Wenn wir diesen Verweisungen folgen, entsteht ein Gefüge, mit den wir kulturellen Praktiken nachspüren können und neue Perspektiven finden können.
Für Ihre Dissertation beschäftigen Sie sich mit Schmalfilmen. Was genau interessiert Sie daran?
Wer sich mit Schmalfilmen aus einer kulturellen Perspektive beschäftigt, ist weniger an den technischen Vorgängen innerhalb einer Schmalfilmkamera oder eine Filmrolle interessiert, sondern mehr, was diese für die filmenden und gefilmten Personen bedeuten und wie diese verwendet wurde. Ich beschäftige mich aus einer feministischen, historischen Perspektive, die eine Anfang der 20er Jahre passierende Verengung des Amateur:innenfilms auf den (von meistens männlichen Personen gefilmten) Familienfilm hinterfragt. Dabei beschäftige ich mich auch mit den entstanden Geschlechter- und Familienbiografien und wie sich diese im Laufe der Zeit mit unterschiedlichen Schmalfilmtechnologien verändert haben.