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Donnerstag, 03.07.2014

In See stechen

Die Potsdam auf einem Gemälde von Fred Pansing. Das holländische Schiff brachte ab 1900 EmigrantInnen nach New York. Foto: Wikipedia Commons

Die Potsdam auf einem Gemälde von Fred Pansing. Das holländische Schiff brachte ab 1900 EmigrantInnen nach New York. Foto: Wikipedia Commons

Joachim Schlör von der University of Southhampton ist derzeit Kurt-David-Brühl-Gastprofessor für Jüdische Studien in Graz und veranstaltete Ende Juni den Workshop Die Schiffsreise als Übergangsphänomen im Migrationsprozess.

Joachim Schlör von der University of Southhampton ist derzeit Kurt-David-Brühl-Gastprofessor für Jüdische Studien in Graz und veranstaltete Ende Juni den Workshop Die Schiffsreise als Übergangsphänomen im Migrationsprozess.

Die Erlebnisse und Erfahrungen von EmigrantInnen auf der Schiffsreise erforschen und dokumentieren WissenschafterInnen in einem neuen Open-Access-Journal

Katastrophenmeldungen von Schiffbrüchigen vor Lampedusa finden sich nahezu wöchentlich in den Medien. Welche Eindrücke und Erlebnisse die MigrantInnen dabei prägen, ist auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Beiträge dazu sollen in der ersten Ausgabe des neuen Open-Access-Journals mcsj publiziert werden. Gefragt sind auch Forschungsbeiträge zu den historischen Erfahrungen auf der Schiffsreise von Ausgewanderten im späten 19. und im 20. Jahrhundert.

"Die Seefahrt war eine Zäsur, eine außergewöhnliche Erfahrung, bei der Raum und Zeit aufgehoben waren", begründet Joachim Schlör, derzeit Kurt-David-Brühl-Gastprofessor für Jüdische Studien an der Uni Graz, die Beschäftigung mit diesem Thema. Er organisierte Ende Juni einen Workshop mit dem Titel „Die Schiffsreise als Übergangsphänomen im Migrationsprozess“. Die Reise bot auch Gelegenheit, über sich, die Herkunft und die Zukunft nachzudenken. EmigrantInnen beschreiben das Schiff, die Mitreisenden, die sozialen Unterschiede, die kulturellen Praktiken, sie dokumentieren und fotografieren das Schiff, als gelte es, den so flüchtigen Moment des Übergangs doch irgendwie festzuhalten, bevor man anlegt und eine neue Etappe beginnt.

Die Vielzahl von Dokumenten, die im Laufe der Überfahrten entstanden, sind nirgends systematisch gesammelt und befinden sich häufig noch in privatem Besitz: Briefe und Tagebücher, Bord-Merkblätter, Tickets und Speisekarten, literarische Manuskripte, Fotografien und Zeichnungen. Ziel des Workshops war es, solche Quellen – historische ebenso wie literarische oder visuelle – zu identifizieren, Möglichkeiten ihrer Bewahrung zu suchen, und methodische wie theoretische Annäherungen zu ihrer Analyse im Rahmen einer interdisziplinären Migrationsforschung zu diskutieren.
Die wissenschaftlichen Beiträge werden in der ersten Ausgabe des Magazins Mobile Culture Studies ›mcsj› veröffentlicht, das zu Jahresbeginn 2015 auf der Open-Access-Plattform uni.pub erscheinen wird. Weitere Artikel werden noch angenommen, Vorschläge können bis 15. August 2014 eingereicht werden (mehr Info dazu).

Die Zeitschrift wird von Johanna Rolshoven (Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Uni Graz) und Joachim Schlör (University of Southhampton) herausgegeben und unter anderem Ergebnisse der Forschung zu den kulturellen und gesellschaftlichen Mobilitätsphänomenen vermitteln, Erkenntnisse zur Geschichte der Mobilitätspraktiken oder zum Wandel der Mobilitätskonzepte.
 

Erstellt von Dagmar Eklaude

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