Die Abschlussarbeit „Krieger:innen-Idenitäten geflüchteter Ukrainer:innen. Eine Ethnografie“ wurde von der Fachjury für den diesjährigen Forschungspreis ausgewählt.
Die Themenwahl sowie die wissenschaftliche Qualität der Arbeit war für die Entscheidung der Fachjury ausschlaggebend. Zudem bietet die Arbeit eine geeignete Grundlage für einen anregenden Austausch zu der untersuchten Thematik und wird als Beitrag zu einem fundierten Integrationsdiskurs geschätzt.
Zum Inhalt der Masterarbeit:
Krisen und Ausnahmezustände, wie Krieg, Flucht und Vertreibung verändern temporär nicht nur die Lebensentwürfe und -umstände der betroffenen Personen. Vielmehr setzen sie Prozesse in Gang, die die bisherigen Identitätsstrukturen betonen, in Frage stellen und/oder transformieren. Im Feld der geflüchteten Ukrainer:innen aus dem Kunst- und Kulturbereich ist erkennbar, dass Krisen und Ausnahmezustände Biografien prägen können. Sichtbar ist, dass sich der langjährige Konflikt mit Russland in Form von Widerstand und Kampf um die ukrainische Kultur und Sprache in den individuellen Biografien zu erkennen gibt. Kampf und Widerstand sind somit als biografische Stoffe zu deuten.
Die subjektiven Erinnerungen des Feldes stehen sinnbildlich für diesen Kampf. Beispielsweise betonen sie Radikalisierungsprozesse, Vertrauensbrüche und Kränkungen, multiple Fluchterfahrungen und Familientrennungen im Kontext zentraler Ereignisse aus der unmittelbaren Vergangenheit der Ukraine. Der Konflikt mit Russland, der im Feld als Bedrohung erscheint, wirft zudem Fragen nach der eigenen Identität auf. Multiethnizität als Kennzeichen rückt in den Hintergrund. Steigendes Nationalbewusstsein sowie Nationalismus sind die Folge und führen zur Herausbildung einer neuen „Wir-Gruppe“ im Feld der geflüchteten Ukrainer:innen aus dem Kunst- und Kulturbereich. Die Merkmale der Abgrenzungen nach innen und außen akzentuieren sich vor allem im Kontext der russischen Invasion 2022. Alltagssprache und kollektive Feindbilder sind als stellvertretende Abgrenzungskategorien zu nennen. Im gegenwärtigen Kontext verbindet sich der biografische Stoff, in Form von Kampf und Widerstand, mit nationalen Identitätsbezügen. Die Verbindung dessen erscheint im Feld als Krieger:innen-Identitäten und verweist auf die Transformation bisheriger Identitätsstrukturen. Abseits von physischen Kriegshandlungen entwickeln die geflüchteten Ukrainer:innen sogenannte Kampf- und Widerstandsstrategien, die in den Alltag integriert werden. Diese Strategien verstehen sich als individuelle Antworten auf die konfliktreiche Vergangenheit und Gegenwart. Die Ausprägungen dessen erscheinen vielfältig. Sie treten im physischen sowie digitalen Raum in Erscheinung und stehen für den Widerstand und Kampf um die ukrainische Sprache und Kultur.
Infos zum Foschungspreis des ÖIF: www.integrationsfonds.at/newsbeitrag/forschungspreis-integration-oeif-foerdert-wissenschaftliche-arbeiten-21543/.