Weitere vergangene Studienprojekte
2019/20
Sichtbar sicher: Visualisierungsweisen der Sicherheitsgesellschaft
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Katharina Eisch-Angus
Auf Schritt und Tritt, in Medien, Alltagsgesprächen und der räumlichen Umwelt, folgen uns die Forderungen nach Sicherheit. Damit einhergehend werden Bereiche des Alltags zunehmend durchdrungen von Unsicherheit, Beunruhigung und Angst. Zwischen privaten Nahwelten und öffentlichen Institutionen müssen die Ambivalenzen der (Un-)Sicherheit täglich neu verhandelt werden.
In einem zweisemestrigen Studienprojekt wird diesen Ambivalenzen mit den methodischen Mitteln von Ethnografie, visueller und historischer Anthropologie nachgespürt - im Grazer Stadtbild ebenso wie in administrativen, medialen und privaten Räumen. Das Master-Studienprojekt mündet in die gemeinsame Erarbeitung eines ethnografischen Films „‘Meine Paranoia ist nicht unbegründet.‘ Ein Film zur Sicherheit“ und den Blog „Ethnografie zur Sicherheit“.
Im Rahmen des Jahresthemas 2019/20: SAFE SPACES - PRIVAT UND ÖFFENTLICH IM BLICK
2018/19
Die Straße - Ein Stadtraum in Bewegung
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven und Ass.-Prof. Dr. Judith Laister
Straßen sind Räume in Bewegung. Weltweit sind sie zentrale Orte des städtischen Lebens. Sie bieten Raum für Verkehr, Handel und Konsum, für Kommunikation und Austausch, für Feste, Demonstrationen und weitere Veranstaltungsformen vielfältiger Natur. In einer Demokratie sind Straßen zentrale Räume der Öffentlichkeit. Sowohl in der baulichen Ausstattung als auch im sozialen Gebrauch zeigen sich „auf der Straße“ gesellschaftliche Machtverhältnisse und alltägliche Konflikte. Filme, Lieder, Literatur und Bilder repräsentieren die verschiedenen Facetten dieses dynamischen Kulturraums.
Das Projektseminar „Die Straße – ein Stadtraum in Bewegung“ vermittelte im Sommersemester theoretische und methodische Grundlagen der Kulturanalyse und begleitete eigene, in die Gruppe eingebettete empirische Forschungen von der Themenfindung bis hin zu bildlichen, akustischen und textlichen Umsetzungen. Ziel der Sommersemesterarbeit war es, mit professioneller Hilfe eine Wandzeitung zu erstellen, die an der öffentlichen Tagung "Demokratie und Frieden auf der Straße" Ende Juni präsentiert wurde. Im zweiten Teil des Seminars, im WS 18/19, arbeiteten wir gemeinsam an einem schriftlichen Format zur medialen Präsentation der Forschungsergebnisse. Die Ergebnisse wurden in einem Sonderband der open access Zeitschrift >mcsj> versammelt.
Im Rahmen des Jahresthemas 2018/19: SOZIALE MOBILITÄTEN - MENSCHEN IN BEWEGUNG
2017/18
Geerbte Dinge: zwischen symbolischer und ökonomischer Praxis
Unter der Leitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. Burkhard Pöttler
Erben als kultureller Prozess vor dem Hintergrund ökonomischer, rechtlicher und sozialer Bedingungen stellt den wesentlichen Inhalt dieses Projekts dar oder, anders ausgedrückt, die „Emotionen und Interessen“, die mit dem Vorgang des Erbens verbunden sind. Dabei sind sowohl gegenwärtige Befindlichkeiten als auch historische Aspekte von Bedeutung, die materielle Seite ebenso wie die symbolische. Geerbte Dinge können ohne hohen materiellen Wert große ideelle Bedeutung für die Erbenden haben, können für enge soziale Beziehungen oder einen lebenslangen Erbprozess stehen, zum Beispiel für einen Transfer von Kenntnissen und Fähigkeiten. Geerbte Dinge können jedoch auch negative Erfahrungen oder Formen von Unterdrückung symbolisieren.
Als „unverdientes Vermögen“ sind große Erbschaften in der politischen Diskussion um ihre Besteuerung und tragen zur Reproduktion und Vergrößerung sozialer Ungleichheit bei. Erbschaften können jedoch auch nicht leistbar sein, wie etwa ein desolates Haus, und sie können Ausgangspunkt für verwandtschaftliche Verstrickungen werden. Unwillkommene Erbschaften wie zu entsorgende Wohnungsausstattungen fügen der Thematik eine weitere Facette hinzu. Im Laufe des Projektjahres entwickelte sich der Plan, die Forschungsergebnisse in Form einer wissenschaftlichen Print-Publikation und einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu vermitteln. Betreut wird die gestalterische Konzeption und Umsetzung der Ausstellung von Dipl.-Restauratorin Erika Thümmel. Das Buch, das bei der Ausstellungseröffnung präsentiert werden soll, erscheint als Sonderband der Reihe "Grazer Beiträge zur Europäischen Ethnologie" am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Graz.
Publikation: Burkhard Pöttler / Lisa Erlenbusch (Hg.): ERBE_N. Macht - Emotion - Gedächtnis (= Grazer Beiträge zur Europäischen Ethnologie, Sonderband). Graz: Bibliothek der Provinz 2018.
Im Rahmen des Jahresthemas 2017/18: ERBE_N: MACHT. EMOTION. GEDÄCHTNIS.
2016/17
Heroes - Repräsentationen männlicher Einzelkämpfer
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven
Repräsentationen männlicher Einzelkämpfer" fügt sich in das Jahresthema 2016 des Institutes: "Kritik der Repräsentation". Thematisch geht es um einen empirisch greifbaren Ausgangspunkt, sich mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu befassen. Die Attentate, die im Namen des als "Gotteskrieg" ausgelegten Dschihad weltweit ausgeführt werden, konfrontieren mit der Figur des männlichen Einzelkämpfers und Helden: Der Selbstmordattentäter ist eine soziale Figur, die in der Geschichte des 20. Jahrhunderts bereits in Gestalt des Kamikaze, des Guerillero, Terroristen, Résistancekämpfers oder Partisanen u.a.m. in Erscheinung getreten ist. Die Figur vereinigt ein (Vor-)Bildrepertoire an Zuschreibungen, die tief in der Kultur verankert und hier in hohem Maße funktional sind. Anhand von kritischen Repräsentationsanalysen sollen männliche Bilder und Selbstbilder mit semiotischen, hermeneutischen und bildanalytischen Methoden dechiffriert und ihre Geschichte, Kontexte, Funktionen und Interpretationen erarbeitet werden. Die Veranstaltung vermittelt dabei theoretische und methodische Grundlagen der Kulturanalyse. Im Ergebnis wurde die Ausstellung „Heroes. Repräsentationen von Geschlecht, Ohnmacht und Macht“ erarbeitet und öffentlich gezeigt sowie eine Buchpublikation erstellt.
Publikation: Johanna Rolshoven / Toni Janosch Krause / Justin Winkler (Hg.): Heroes – Repräsentationen des Heroischen in Geschichte, Literatur und Alltag. Bielefeld: transcript 2018.
Im Rahmen des Jahresthemas 2016/17: KRITIK DER REPRÄSENTATION
2015/16
Der steirische Blick. Ästhetische Performanz und die Volkskunde
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Katharina Eisch-Angus
42 hölzerne Augenpaare begegnen uns – und starren über uns hinweg. Der Grazer Trachtensaal, der letzte seines Genres, beunruhigt, fasziniert, polarisiert. Von den zwiespältigen Besetzungen des Trachtentragens bis zum Horror der beseelten Kunst-Figur setzt er das unheimlich Heimische unserer Zeit museal in Szene. Er lässt das widersprüchliche Erbe bürgerlicher Sehnsüchte, die Diskurse von Moderne und Anti-Modernität und die kollektive Erinnerung an Krieg und Faschismus ineinander spielen und die Ambivalenzen des Kulturellen vielstimmig zum Sprechen kommen.
Die Forschungsgruppe befragte den historischen "Trachtensaal" beim Volkskundemuseum Graz/Joanneum als polyvalente Raum-Installation zwischen angewandter Wissenschaft und Kunst. Ausgangspunkt ist die ambivalente Spannung, die sich einerseits aus dem volkskundlichen Anliegen der Vermittlung steirischer Tracht (dem "Heimischen") und andererseits aus den Anmutungen bildhauerischer Figurinen (dem "Unheimlichen") ergeben. Von hier aus werden neue Perspektiven auf Wechselbeziehungen zwischen Volkskunde und Kunst und auf Fragen gesellschaftlich-kultureller Identitätssuche eröffnet. Die Forschungsergebnisse und Reflexionen des Projekts werden als Buchveröffentlichung, auf verschiedenen fachwissenschaftlichen Foren (z.B. Tagungsvorträge) sowie über eine Intervention/Ausstellung "Unheimlich heimisch. Wege zum Trachtensaal" und partizipative Aktionen an die regionale und überregionale Öffentlichkeit sowie an fachliche und berufliche ExpertInnen vermittelt.
Publikation: Katharina Eisch-Angus (Hg.): Unheimlich heimisch. Kulturwissenschaftliche BeTRACHTungen zur volkskundlich-musealen Inszenierung (=Grazer Beiträge zur Europäischen Ethnologie, Sonderband). Wien: Löcker, 2016. 268 Seiten ǀ 175 farbige Abbildungen ǀ 29,80 € ǀ ISBN: 978-3-85409-806-5
Im Rahmen des Jahresthemas 2015/16: DIMENSIONEN DES POLITISCHEN
2014/15
Die Tankstelle als Ort der Begegnung
Unter der Leitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. phil. Helmut Eberhart
Die Lehrveranstaltungen sollten die Hypothese prüfen, dass Tankstellen eine weit über die Kernaufgabe hinausreichende gesellschaftliche Funktion erfüllen. Es war davon auszugehen, dass Tankstellen auch Orte der Begegnung sind, dem Einkauf (insbesondere am Sonntag) dienen und als Kommunikationszentrum fungieren. Tankstellen, so die Überlegung, dienen also nicht nur der Mobilität, sondern bilden darüber hinaus einen Ort der Stabilität für die Menschen der Umgebung. Im urbanen und im ländlichen Raum zeigten sich Tankstellen als teilweise vollwertiger Ersatz für die geschlossenen Gasthäuser. Das Aufkommen der Tankstellen als Zentrum der Kommunikation steht somit in einem direkten Zusammenhang mit dem sogenannten „Beislsterben“. Mittlerweile sind weitere Seminare und eine Arbeitsgemeinschaft zu diesem Thema durchgeführt worden. Am 12. April 2019 wird zu diesem Thema die Jahresausstellung des Steirischen Volkskundemuseums eröffnet.
Im Rahmen des Jahresthemas 2014/15: ÜBERGANGSRÄUME. DAS KULTURELLE UND SOZIALE DAZWISCHEN
2013/14
Open City
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven
Das Thema "offene Stadt" erwächst aus der Diskussion um die städtische Öffentlichkeit und den Verlust des öffentlichen Raumes, die derzeit in Wissenschaft und Planung zu den dringenden Raumfragen zählt. Raumfragen sind immer Gesellschaftsfragen: Es geht um soziale, kulturelle, politische, wirtschaftliche und rechtliche Partizipation – um Ein- und Ausschlussprozesse in den Städten und damit um Grundfragen der Kulturanthropologie.
Die Veranstaltung befasst sich mit dem Konzept der Open City, das aus der Perspektive verschiedener, mit Stadt befasster Disziplinen entworfen wird. Die Beschreibung der Stadt als Offene Stadt denkt Stadt prioritär von ihren Randphänomenen aus und orientiert sich damit an den dringenden sozialen Agenden.
Die offene Stadt bezeichnet Stadt als einen Möglichkeitsraum, in dem Individuen und Gruppen an der Entwicklung und Nutzung des städtischen Raumes partizipieren. Sie stellt die Frage nach dem individuellen Zugang zu Raum, Netzwerken und Ressourcen des Lebensraumes Stadt und sie stellt die Frage, welchen Beitrag können Architektur und Städtebau zur Lösung sozialer Probleme leisten?
Ausstellung „Offene Stadt“ im GrazMuseum in Zusammenarbeit mit Sibylle Dienesch und Astrid Kury.
Aus dem Projekt sind zwei Publikationen hervorgegangen:
- Johanna Rolshoven / Robin Klengel (Hg.): Offene Stadt. Nischen, Perspektiven, Möglichkeitsräume. Graz 2014
- Martin Behr / Sibylle Dienesch / Astrid Kury / Johanna Rolshoven (Hg.): Offene Stadt. Konzepte für urbane Zwischenräume. Graz: Verlag Anton Pustet 2015.